Donnerstag, 9. Februar 2012

„La Fête aux Canards“

Lieber Wolfgang,

wir sind zurück in Ziguinchor. Adrien hat uns angewiesen, pünktlich am Sonntag zu Mittag in Enampore zu sein. „La Fête aux Canards“ – wir konnten uns nicht wirklich etwas darunter vorstellen, es fiel uns nur auf,  dass Adrien die letzte Woche sehr, sehr viel zu organisieren hatte und ziemlich aufgeregt war.
Also fuhren wir am Sonntag los, ich durfte wieder einmal Auto fahren, Annemarie, Nina und Paul haben mir voll vertraut. Habib war auch eingeladen, also nahmen wir ihn mit! Die Piste nach Enampore ist wirklich in ausnehmend schlechtem Zustand und ich bin so gut wie möglich allen Löchern ausgewichen. Ziemlich durchgerüttelt kamen wir in Enampore an. Im Campement war alles gerichtet, wir zogen uns noch schnell um und auf ging’s zum Fest. Die Frauen begrüßten uns mit Tanz und luden mich gleich ein, mitzumachen. War sehr lustig. Und laut. Und heiß. Aber in erster Linie lustig.
Immer mehr Gäste kamen, Adrien hatte für ca. 200 Personen Tische und Stühle unter seinem schönen Palmenhain aufgestellt, alles war bestens organisiert und ich hatte die Gelegenheit, viele Menschen kennenzulernen, aber auch wiederzusehen! Ein wunderbares Menü mit Salat aus Wildkräutern, dann Ente, Reis, tolle Sauce mit Gemüse, Superstimmung. Die Frauen haben immer wieder getanzt, aus Freude über das schöne Fest. Dr. Simon Tendeng, der das Projekt sehr unterstützt, hatte mit Adrien die Gastgeberrolle übernommen. Ein gelungenes Fest!
Adrien hielt eine sehr berührende Ansprache und erklärte den Zweck der Veranstaltung. Der Reinerlös kommt den Kindern von Enampore zu Gute, er kümmert sich unter anderem auch mit einem anderen Verein um Waisenkinder und so hielt er eine Rückschau bis 2007. 2008 begann unsere Zusammenarbeit, das würdigte er natürlich in seiner Rede auch und es blieb mir nicht aus, ein paar Worte unvorbereitet in „meinem Französisch“ an die Gäste zu richten. Annemarie hat gesagt, dass sie alles verstanden hätte! Ich weiß nicht, ob das ein gutes Zeichen ist, oder ob ich in meiner Aufregung nicht doch Deutsch gesprochen habe. Gott sei Dank habe ich das nicht vorher gewusst!


Matthias Weidler hat viele Fotos ins Internet gestellt. Unzensuriet!  http://liberteman.jimdo.com
Gegen 17.00 Uhr wollten wir eigentlich zurück ins Campement fahren. Aber es gab noch etwas zu erledigen. Die 100 Plastiksessel, die den Frauen gehören, die kamen beim Fest erstmals zum Einsatz! Außer Rose wusste niemand davon! Es stapelten sich die grünen, braunen und roten Sessel neben dem Platz, wo die Frauen saßen und Rose ergriff das Wort. Und dann gab es neuerlich ein Fest! Gegen 18.00 Uhr fuhren wir letztendlich doch zum Campement, duschten, genossen die Ruhe. Als wir  später noch einmal bei Adrien vorbeifuhren, berieten die Frauen den Preis der Sesselvermietung, - eine lange, ernsthafte, laute Diskussion. Ob sie zu einem Ergebnis kamen, das wissen wir nicht. Vielleicht braucht es noch eine Versammlung!
Am Montag besuchten wir die Schule von Essyl und durften am Unterricht teilnehmen. Das läuft so völlig anders ab, als bei uns. Frontalunterricht, kaum ein Schulbuch, Tafelbilder und Tafeltexte, Kinder, die sich aktiv am Unterricht beteiligen, Lehrer, die sehr autoritär durch den Unterricht führen.
In der Pause steht der große Schulhof zur Verfügung und die Kinder spielen, tanzen, toben eine halbe Stunde . Sobald die Glocke läutet sind alle wieder in der Klasse.
Gegen Mittag kurzer Besuch im College in Enampore, um den neuen Direktor zu begrüßen. Die Schülerzahlen bewegen sich hier zwischen 50 und 80 pro Klasse!
Bandial war das zweite Dorf, das wir an diesem Tag besuchten. Es ist sozusagen der Endpunkt der Straße, die durch die Region Enampore führt. Da mich dort auch die Leute kennen, wurden wir sofort auf unserem Spaziergang begleitet. Es schlossen sich immer mehr Kinder an und so streunten  wir über die abgeernteten Reisfelder. Am Rückweg wurde gesungen. Mit besonderer Inbrunst das „jojo,  so is“ – kennst Du nicht?  Ich kannte es bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht, wird mehrstimmig als Litanei gesungen. Zweite Strophe: „und net anders“. Sing ich Dir vor, wenn ich wieder zurück bin. Leider hatten wir keine Filmkamera dabei!

Dienstag: Eloubalire, die Insel ohne Trinkwasser. Schon bei der Schiffsanlegestelle wurden wir abgeholt, wie immer mit Gesang und Tanz. Wir zogen zu einem der alten Impluviumhäuser. Es gab wieder einmal eine Dorfversammlung. Thema: Wasser. Alle bisherigen Versuche, das Wasserrohr vom Festland zu reparieren sind bisher fehlgeschlagen. Es braucht dringend eine Lösung und ich weiß auch nicht, warum das alles so schleppend funktioniert. Am Geld alleine liegt es nicht! Also haben wir wieder einmal gut eine Stunde den Beratungen beigewohnt und nur bruchstückhaft verstanden, was gesagt wurde. (Auf dieser Insel sprechen viele ausschließlich Diola.) Es wurde vereinbart, dass möglichst schnell für die verschiedenen Möglichkeiten, die sich nach dieser Beratung ergaben, Kostenvoranschläge eingeholt werden. Ich hoffe es zumindest!
Seit gestern Nachmittag sind wir wieder zurück in Ziguinchor. Eigentlich so ganz stimmt das auch nicht, denn den heutigen Tag verbrachten wir in Cap Skirring am Meer! Das Wetter ist seit gestern nicht optimal, Sandstaubwolken verdunkeln den Himmel, was eine ganz eigenartige Stimmung erzeugt. Sogar bei den Kühen. Die bewegen sich noch langsamer mitten auf der Straße, auch in der Stadt.
Morgen zu Mittag geht es aufs Schiff in Richtung Dakar. Freitag um 6.00 Uhr kommen wir an. Und am Sonntag am Abend fliegen Annemarie, Nina und Paul wieder zurück nach Österreich! Wir haben also noch drei Tage, die wir gemeinsam genießen dürfen!

Melde mich wahrscheinlich aus Dakar,
bis dahin, liebe Grüße

Lore


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