Donnerstag, 23. Februar 2012

Die Reise geht zu Ende ...


Lieber Wolfgang,

immer wieder schaffe ich es, ein fast fertiges Email nicht abzuschicken, sondern in den Untiefen meines PCs zu versenken!
Daher kommt jetzt der 2. Versuch.
Seit 6 Wochen versuche ich zu begreifen, was hier im Senegal vor sich geht. Die Unzufriedenheit der Menschen über die Kanditatur von Präsident A. Wade ist an allen Ecken und Enden spürbar.
So ist auch unser Programm in dieser Woche nicht so verlaufen, wie geplant.
Montags fuhren wir nach Enampore. Ellena und Fabian sind tapfer, müssen sie doch in ihren Ferien täglich Schulen besuchen!
Ich mache mit den neuen Gästen also noch einmal die Tour durch die Schulen. Christine hat für alle ein Erste Hilfe Paket vorbereitet und den Direktoren übergeben. Die Idee ist, dieses Paket, das zur Wundversorgung gedacht ist immer wieder aufzufüllen. Auf jeden Fall wurde Christines Aktion sehr gut aufgenommen!
Ich nutzte die Gelegenheit, um mich in den Schulen zu verabschieden und noch einmal zu überprüfen, ob die Schulkantinen funktionieren. Die Getreidelieferungen sind jedoch in diesem Schulbezirk immer noch nicht eingetroffen und wir fragen uns, weshalb! Andere Schulen haben seit Wochen wieder eine funktionierende Schulküche.
Am Sonntag marschierten viele Frauen aus dem Bezirk Enampore nach Ziguinchor, um gegen verschiedene Missstände aufmerksam zu machen. Diese Frauenmärsche verlaufen immer total friedlich, die Frauen versammelten sich diesmal bei der Haupteinfahrt von Ziguinchor und am nächsten Tag zogen sie wieder nach Hause.
Ein Grund ihres Protestmarsches war auch der schlechte Zustand der Staub-Piste durch den Bezirk. Als die Straße nach Bandial gebaut wurde, zerstörten die Lastautos die Staubstraße bis Enampore. Es wäre ein leichtes, diese wieder zu ebnen und vor der Regenzeit ist das auch unbedingt notwendig, da die Dörfer mit dem Auto sonst nicht mehr erreichbar sind!
Adrien sagt mir 2 - 3 Tage Arbeit, maximal 4 Tage wären für diese Arbeiten notwendig.
Am Montagabend zogen die Frauen wieder zu Fuß nach Hause. Zwischen Ziguinchor und Brin kam ihnen ein unbeleuchteter Lastwagen entgegen. Die Frauen sahen ihn zu spät, der LKW-Fahrer die Frauen. Zwei von ihnen wurden getötet mindestens vier liegen verletzt im Krankenhaus.
Die Feier am Dienstag in Essyl zu Einweihung des Brunnens fand daher nicht statt. Wir wurden empfangen, durch die Schule und schließlich zum Brunnen geführt.
Wir gedachten aber in erster Linie der Frauen und ihrer Familien.
Der Besuch in Eloubalire am Dienstag fand nicht statt, eines der Opfer ist von dort. Die Trauer in den Dörfern überschattet momentan alles.
Heute bin ich mir auch nicht sicher, ob der Besuch in Medina möglich ist. Angeblich hat die Regierung beschlossen, dass es bis Mittwoch keinen Unterricht geben soll. In Dakar und allen großen Städten demonstrieren die Menschen täglich, es gab auch diese Woche, wie berichtet wieder Ausschreitungen. Selbst die katholischen Privatschulen, die während der langen Streiks ihren Unterricht aufrecht hielten, haben die Schulen zugesperrt.
Nachdem aber vor allem die Eltern von Medina uns eingeladen haben, wird es heute vielleicht doch zu dieser Begegnung in der Schule kommen. Ich werde Dir berichten!
Übermorgen heißt es dann Koffer packen. Ich merke, dass der Abschiedsschmerz schon begonnen hat. Ein Gefühl, in das sich dazu noch Betroffenheit mischt.
Ich hoffe sehr, dass sich die politische Situation im Senegal beruhigt. Es steht viel auf dem Spiel!

Ich fahre, wie immer nicht leicht nach Hause, so sehr ich mich darauf auch schon freue.
Und auch, wenn der Wetterbericht, den ich gerade für Sonntag gehört habe scheußlich ist!

Liebe Grüße und bis bald!
Lore

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