Montag, 28. Oktober 2013

Letzter Tag im Senegal



Lieber Wolfgang,

wie immer wird mir die Zeit zum Ende meines Aufenthaltes hin sehr knapp!

Im Rückblick waren es mehr als zwei sehr intensive Wochen. Ich schaue hier in Dakar aus dem Hotelfenster, vor mir die Baumkrone einer Fächerpalme und direkt mir gegenüber sitzt ein großer Vogel - schaut aus wie ein Falke. Auf jeden Fall beobachtet er seit einiger Zeit sehr genau, was ich mache (bilde ich mir zumindest ein).
Das Hotel ist direkt am Meer, ich sehe nicht nur auf die Palme sondern auch auf die Insel Ngor, eine kleine Insel, die neben der Insel Gorée vor Dakar Stadt liegt. Auch die großen Schiffe sehe ich, die auf den Hafen zusteuern.

Also, wie gesagt, letzter Tag in Dakar!

Vor unserer Abreise aus der Casamance fuhren wir noch einmal nach Enampore und haben die Schulen in Seleky, Essyl und Enampore besucht. Es gibt einige Veränderungen, Direktionsstellen wurden neu besetzt und LehrerInnen versetzt von einer Schule zur anderen. Alle versichern weiterhin intensive Zusammenarbeit und die Stimmung ist wirklich gut. In einigen Schulen ist die Inskription nun abgeschlossen und ab dieser Woche kann der Unterricht in vollem Umfang stattfinden. 

Alle Kinder sind schon da
Inskription College Enampore
Heuer haben wir Schulsachen für 2.720 SchülerInnen gekauft und an die SchülerInnen verteilt !!!!!!!!!! Das sind um 200 mehr als im Vorjahr!


Schülerinnen Enampore (mit neuen Heften)
Etama, Eloubalire und Bandial waren auf Grund der kurzen, aber heftigen Regenfälle nicht erreichbar. Die Piste dorthin ist in einem derart schlechten Zustand, sodass das Auto (obwohl Allrad) im Schlamm nur so dahinrutschte.
Piste nach Enampore
Es war ein Gefühl, als würden wir auf Schmierseife dahingleiten. Außerdem war die Tiefe der Schlaglöcher nicht absehbar und daher drehten wir sehr bald wieder um ins Dorf Enampore, riskierten (Adrien sei Dank!) vernünftiger Weise nichts!

Frauenversammlung
Um 15.00 Uhr nahm ich an einer Versammlung des Frauenvereins teil. Obwohl wir das Projekt mit den schwangeren Mädchen nicht weiterführen können, wollen sich die Frauen auf Aufklärungsarbeit in Zusammenarbeit mit den Schulen und den Jugendvereinen konzentrieren. Leider ist die Zahl der schwangeren Mädchen nicht weniger geworden. Im Gegenzug für die Aufklärungsarbeit war versprochen, dass es eine Unterstützung für den Frauenverein gibt.

Du erinnerst dich vielleicht noch an die 100 Plastikstühle, die wir im Vorjahr angeschafft haben? Die Vermietung dieser funktioniert ausgezeichnet! Nun gibt es die Idee, ein Veranstaltungszelt anzuschaffen, das ebenfalls vermietet werden soll. Die Erträge kommen dann wieder den Frauen für die Arbeit im Gemeinschaftsgarten zugute (Pflanzen, Samen, neue Geräte).

Im Dorf
Als wir aus Enampore abfuhren, da sah es wieder gewaltig nach Gewitter aus. Aber wir hatten Glück, die schweren Wolken zogen weiter, - kein Regentropfen hat uns erwischt! Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass ich heuer immer meinen kleinen Regenschirm mithatte.

Am Donnerstag mussten wir schließlich Abschied nehmen von der Casamance, und auch von Adrien, der uns wie immer ein guter, liebenswürdiger, aufmerksamer Reiseorganisator und -führer war. Das Projekt Enampore ist bei ihm wirlich in guten Händen. Er leitet es unkomplziert und korrekt. Sein hohes persönliches Engagement ist mitreißend und ich weiß, dass es auch nach 2014/15 ein Projekt Enampore geben wird. Halt mit sich verändernden Zielen.

Am Nachmittag bestiegen wir das Schiff und es ging zurück nach Dakar. Du weißt ja, wie gerne ich diesen Teil der Reise habe! Es erleichtert den Abschied: drei Stunden auf dem großen Casamancefluß, dann in die Abenddämmerung eintauchen, Sonnenuntergang am Atlantik und schließlich die Nacht über auf hoher See, um sechs Uhr am Morgen die Lichter des großen Hafen von Dakar, Frühstück an Bord und den neuen Tag in Dakar begrüßen. Das schwankende Schiffsgefühl hält dann noch ein paar Stunden an und irgendwann gegen Abend gibt es wieder festen Boden unter den Füßen.


Freitag am Abend waren Christine, Traute und ich eingeladen zum Essen bei Habibs Schwestern. Ein senegalesischer Abend mit wunderbarem Poulet Yassa (Huhn in Zitronenmarinade im Zwiebelbett - so die Übersetzung, die mir gesagt wurde). Die Rückfahrt ins Hotel erfolgte dann wieder mit einem dieser abenteuerlichen Taxis. Habib und Gabriel haben uns begleitet und ich bin dafür wirklich sehr dankbar, da das nächtliche Dakar auf uns Europäerinnen schon ein bisschen beängstigend gewirkt hat. Alleine würde ich wahrscheinlich in der Nacht keine so großen Ausflüge unternehmen.



Samstag in der Früh machte ich mich dann auf nach St. Louis, Habib hat mir ein sehr gutes Mietauto mit souveränem Fahrer besorgt. Auch da gehe ich kein Risiko mehr ein. Christine und Traute blieben in Dakar, da sie am Abend den Heimflug antraten.

St.Louis
Es ist ein bisschen einsam ohne die beiden, aber ich nutze die Zeit für meine Berichte, Abrechnungen usw. In St. Louis soll im Februar eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema "Österreich" stattfinden und der zuständige Koordinator möchte mich als Referentin einladen. Also haben wir ein Grobkonzept erstellt. Könnte eine sehr schöne dreitägige Veranstaltung werden - hängt aber davon ab, ob es eine Finanzierungsmöglichkeit dafür gibt. Du siehst, Intensivzeit Senegal beinahe abgeschlossen. Und ich bin zufrieden und glücklich, dass alles so gut verlaufen ist.
Soeben bemerke ich, dass mein Beobachter (Falkenvogel) offensichtlich genug gesehen hat (er thront nicht mehr auf der Palme). Vielleicht ist es auch ein Zeichen, dass ich einen Blick auf die Uhr werfen sollte.

Letztendlich:
Morgen werde ich meine Koffer packen. Sommerkleider hinein, warme Kleider heraus. Wird wieder eine Umstellung! Mit all den positiven Erlebnissen und Erfahrungen der letzten Wochen fahre ich gerne wieder nach Hause. Sehr zufrieden und innerlich satt. So fühle ich mich auch dieses Mal.

Freue mich schon auf ein Wiedersehen in Wien!

Alles Gute und liebe Grüße
Lore

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