Dienstag, 22. Oktober 2013

Enampore feiert ...



Lieber Wolfgang,

Gewitter, Tropenregen und sonstige Umstände erlauben es erst heute, mich bei dir zu melden.

Christine & Traute
Seit letztem Mittwoch sind wir in Ziguinchor. Diesmal sind Christine und Traute mit auf der Reise. Christine hat schon einige Senegalerfahrung und arbeitet seit zwei Jahren am Projekt Enampore mit. Traute steht uns mit ihrer pädagogischen Erfahrung zur Seite. Es ist ihr erster Aufenthalt in einem afrikanischen Land. Staunend und voll Lebensfreude genießt sie jeden Tag, ich habe fast den Eindruck, Afrika hat sie erobert, - so ging es ja auch mir, als ich das erste Mal hier herkam.
Adrian überwacht die Kartons, die verteilt werden

Schulmaterial
Christine und ich hatten eine kleine, gemeine Darminfektion, die wir aber sehr schnell in den Griff bekommen haben. Das heißt,  Christine als Ärztin hat den richtigen Cocktail an Medikamenten gefunden und so waren wir am Samstag dann wirklich so weit wieder auf den Beinen, dass wir nach Enampore fahren konnten und die alljährliche Übergabe der Schulmaterialien an alle Schulen zelebrieren konnten.
Übergabe der Schulmaterialien

Zelebrieren ist in diesem Fall der richtige Ausdruck, da es ein unglaubliches Fest war! Wir wurden reich beschenkt mit einem Schwein (lebend), zwei Hühnern (lebend), einer großen Schachtel Orangen und Grapefruits (duftend reif), diversen Küchengeräten (aus Holz), und gebatikten Tüchern (die wir dringend brauchen um gut zu schlafen, um dann wieder gut ausgeruht unsere Arbeit für Enampore zu bewältigen, - das meinen zumindest die Frauen von Enampore).
Mit den Frauen sangen und tanzten auch eine Abordnung junger Männer vom Dorf in Frauenkleidern! Es war wirklich diesmal ein fröhliches, ausgelassenes Spektakel!

Die VertreterInnen der Eltern, Schulen, Dörfer, der Regionalbehörde und vor allem der Frauenvereine hielten lange Reden und wir drei Europäerinnen hielten in brütender, schwüler Hitze tapfer durch.
Junge Männer als Mädchen verkleidet
Heuer haben wir ausschließlich Schulmaterial, also Hefte, Kulis, usw. für die SchülerInnen angeschafft. Die Eltern wollten die Inskriptionsgebühr selber übernehmen. Es ist nämlich so, dass es heuer schon wieder mehr SchülerInnen im Bezirk gibt. Ich hab noch nicht nachgezählt aber ich glaube es sind mehr als 2.600!!! Und so wäre es mit dem Geld ziemlich knapp geworden, da wir ja den Brunnen der Sanitätsstation errichtet haben, der übrigens auch am Samstag eingeweiht wurde.
Sparen konnten wir ebenfalls bei den Transportkosten! Und so ist es sich auch heuer wieder ausgegangen!





Die Brunneneinweihung, das war dann ein Fest im Fest! In praller Hitze. Traute sagte nachher, sie könnte sich nicht erinnern, je in ihrem Leben so geschwitzt zu haben. Aber es hat sich ausgezahlt.

Brunneneinweihung

Stell dir vor! Vidal  - das ist der Baumeister aus Enampore, der den Brunnen errichtet hat - hat uns einen großen Preisnachlass gegeben, da er als gebürtiger "Enamporianer" seinen Beitrag zum Projekt leisten will!
 
Am Sonntag fuhren wir zwei Tage auf Einladung Dr. Simon Tendengs nach Cap Skirring ans Meer. Am Weg dorthin besuchten wir das Waisenhaus in Oussouye, da wir von Kerstin (sie war im Jänner 2013 mit auf Projektreise) Kinderkleider mitbekommen haben, die sie in ihrem Kindergarten gesammelt hatte. Mit großer Dankbarkeit wurde diese Spende aufgenommen. Es ist unglaublich, mit wie wenig Mitteln die Schwestern (Orden Herz Maria) hier ihre Arbeit machen. 25 Waisenkinder im Alter bis zu 5 Jahren (das jüngste ist die zweiwöchige Anna), die nicht einmal einen Platz in der Großfamilie finden, aus welchen Gründen immer, haben hier ihr Zuhause.
Waisenkind Anna (2 Wochen alt): 13-jährige Mutter & Zwillingsschwester bei der Geburt verstorben
Aktuell größtes Problem ist die, vor einigen Tagen eingestürzte Senkgrube, die zu einer enormen Gefahrenquelle für die Kinder geworden ist! Durch die starken Regenfälle in der Regenzeit dürfte sich das Fundament der Grube gesenkt haben und ist schlichtweg in sich zusammengefallen. Jetzt gibt es ein riesiges, großes Loch mitten im Hof des Waisenhauses.
Vidal (der Baumeister) wird sich auf meine Bitte morgen oder übermorgen ein Bild machen - und auch einen Kostenvoranschlag. Vielleicht gelingt es uns auch hier, schnell und unkomplziert zu helfen.

Morgen gibt es ein Abschlussgespräch mit einigen LehrerInnen und dem Frauenverein in Enampore. Mit großer Freude entdecke ich, wie sich unser Projekt Schritt für Schritt weiterentwickelt. Es sind manchmal sehr kleine, langsame Schritte, die mich zwingen geduldig zu sein. Und das fällt mir leider immer noch sehr schwer!

Noch etwas fällt mir schwer:
nämlich die Vorstellung, dass ich nächste Woche um diese Zeit wieder am Flughafen in Dakar sitze und auf meinen Retourflug warte. Da befällt mich jetzt schon leiser Abschiedsschmerz.
Aber wir haben noch einige Tage vor uns und ich bin mir sicher, dass unsere Reise abwechslungsreich weitergehen wird.

Schicke dir einen lieben Gruß
und melde mich sicher bald wieder!
Lore

Lore Beck
Lüfteneggerstr.10
4020 Linz

Evangelische Pfarrgemeinde Linz-Innere-Stadt
Martin Luther Kirche
4020 Linz

http://enampore-lb.blogspot.com

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