Donnerstag, 4. Oktober 2012

Endlich wieder in der Casamance ...



                                                                                                         4. Oktober 2012
Lieber Wolfgang, 

24 Stunden kein Internet. Daher die Sendeverspätung meines gestrigen Briefes!  Fotos werden ebenfalls geliefert. 

Liebe Grüße
Lore


                                                                                                         3. Oktober 2012

Lieber Wolfgang,

Hafen von Dakar
seit heute bin ich in der Casamance. Die Reise mit dem Schiff war wie immer sehr angenehm. Ankunft in Ziguinchor bei brütender Hitze. Düsterer Wolkenhimmel deutete jedoch schon auf das nächste Gewitter hin.
Crevetten-Fischer am Casamance-Fluß
Gott sei Dank war ich schon im Hotel. Tropengewitter zu beschreiben ist für mich immer schwierig, ich merke jetzt aber, wie herrlich klar die Luft draußen ist und es hat mindestens 10°C abgekühlt. Auf den Straßen steht das Wasser, die Nebenstraßen sind unpassierbar (wollte schnell einkaufen gehen, habe genauso schnell wieder kehrt gemacht), das Internet funktioniert nicht. Ich vergesse immer, wie das so ist in der Regenzeit!
Am Schiff
Am Schiff
Adrien hat in den letzten Tagen sehr fleißig alles vorbereitet, den Einkauf nach Schulen sortiert usw. Er hat mich vom Schiff abgeholt, musste aber dann gleich geschäftlich nach Gambia. Wir sehen uns morgen für weitere Vorbereitungen. Bin neugierig, ob er überhaupt bis Gambia gekommen ist. Diesmal bin ich viel alleine. Gabriel und Habib haben einerseits sehr viel zu tun, andererseits sind sie gleich einmal krank geworden. 

Hafen Ziguinchor
Ankunft in Ziguinchor

Ich habe die Zeit in Dakar zur Erholung gebraucht, jetzt fühle ich mich wieder fit und wenn mich das Wetter nicht allzu sehr einbremst hoffe ich, dass ich in den nächsten Tagen doch viel erledigen kann. 

Habib und seine Mama
Gabriel am Weg nach Mbodiene
Zum Wochenende war ich in Mbodiene, dem Heimatdorf von Gabriel und Habib. Ein herzlicher Empfang wie immer bei Habibs und Gabriels Familien. Auch hier: heiß und schwül. Ich kannte das Dorf bisher nur in der Trockenzeit: Savanne, erdfarben, staubig, trocken. Jetzt ist alles grün, die sonst kahlen Baobab – Bäume tragen Blätter und Früchte, überall blüht es, wuchert es und überall steht das Regenwasser.
 
Kirchenkaffee

Kirche von Mbodiene
Am Sonntag war ich mit Gabriel und Habib in der Kirche, habe zwar nichts verstanden, weil die Messe in Sereer (lokale Sprache) abgehalten wurde. Der Kirchenchor hat wunderschön gesungen, dafür braucht man nicht viel zu verstehen. Die Idee, über Chormusik einen interkulturellen Austausch weiterzuführen, so wie wir es in Wien begonnen haben, ist auf großes Interesse gestoßen. 

Die Rückfahrt nach Dakar hat dann ziemlich lange gedauert, da, wie so oft, viel zu viele Autos auf den wenigen Straßen Senegals unterwegs waren. Spät aber doch bin ich dann im Hotel angekommen.
Dakar. Ein unglaubliches Gewirr an Menschen, Autos, Baustellen, Geräuschen, Gerüchen. Auf jedem freien Fleckchen verkaufen Straßenhändler von der Telefonwertkarte bis zur Damenunterwäsche alles, was du brauchst und vor allem auch nicht brauchst! Ich verbrachte diesmal viel Zeit auf dem Hotelbalkon. Es war mir keine Sekunde langweilig!
Blick vom Balkon des Dakar-Hotels
Unter meinem straßenseitig gelegenen Balkon betrieben täglich Frauen eine Straßenküche. Wie aus dem Nichts bauten sie aus ein paar Planken einen Tisch auf, über einem Gaskocher war ein großer Topf mit heißem Fett platziert, ein paar Eimer mit Teig und das dazugehörige Werkzeug brachten sie mit. Sie backten in heißem Fett kleine Küchlein heraus und priesen die Ware natürlich lautstark an. Und die, die stehenblieben, die gaben genauso lautstark ihre Bestellung auf, begrüßten alle, sprachen wahrscheinlich übers Wetter und über die Politik. Ein wahres Schauspiel!
Es lockte auch mich auf die Straße, zu essen kaufte ich mir bei den Frauen nichts, aber ich unternahm zumindest eine kleine Erkundungstour. Nicht unweit vom Hotel entdeckte ich, dass die kleine „Eglise Protestantique“, von der ich dachte, sie sei nicht mehr in Betrieb, total renoviert wurde. Diese evangelische Kirche befindet sich unweit vom Hotel, jedes Mal, wenn ich vorbeikam hatte ich den Eindruck, dass diese Kirche geschlossen sei und verfällt. Weit gefehlt. Rund um die Kirche und in der Kirche emsiges Treiben der Handwerker. Meine Neugier fiel natürlich auch auf und schwupps, schon saß ich in der Pfarrkanzlei und kam mir vor, wie zu Hause. Das kleine Kirchlein ist also gar nicht klein, so mitten in Dakar.

Die Regenzeit ist noch nicht zu Ende

Hinter der Kirche befindet sich nämlich eine große Privatschule, die von der Straße aus nicht zu sehen ist. Falls ich wieder einmal am Sonntag in Dakar bin ist der Kirchgang schon vorprogrammiert.

So, in der Zwischenzeit gibt es das nächste Gewitter, ich brauche also heute nicht mehr damit zu rechnen, dass die Sonne herauskommt. Aber morgen ist ja schließlich ein neuer Tag.


Sei lieb umarmt, hoffe, Du bist wieder gut in Wien gelandet.
Ich melde mich bald wieder!
Lore

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Lore Beck
Lüfteneggerstr.10
4020  Linz

Evangelische Pfarrgemeinde Linz-Innere-Stadt Martin Luther Kirche
4020 Linz

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