Mittwoch, 2. Juli 2008

Bericht Juni 2008

Ich habe versprochen, regelmäßig von Enampore zu berichten. Nun ist es soweit, ich habe mich mit meinem Hausfrauenfranzösisch wieder einmal ans Telefon geklemmt (Telefongespräche in einer fremden Sprache fordern mich immer noch sehr heraus). Es ist alles gutgegangen und meine senegalesischen Freunde glauben sogar festgestellt zu haben, dass die Kommunikation immer besser funktioniert. Ich persönlich denke ja nicht, dass das was mit meinen Sprachkenntnissen zu tun hat.



Enampore, Stand 30. Juni 2008



Seit mehr als einem Monat bin ich nun wieder zurück in Linz und schon haben Walter und ich den nächsten Aufenthalt in Senegal geplant. Wir werden am 9. Oktober nach Banjul (Gambia) fliegen und von dort nach Ziguinchor, der Provinzhauptstadt der Casamance weiterfahren. Wir ersparen uns so einen Aufenthalt in Dakar und gewinnen einen Tag, um in Enampore zu arbeiten. Enampore ist mit dem Auto in ungefähr einer halben Stunde von Ziguinchor aus zu erreichen.

Walter möchte eine Woche bleiben und eine Reihenuntersuchung in der Schule vorbereiten. Die meisten Kinder der Schule sind noch nie ärztlich untersucht worden. Mit dem zuständigen Arzt der Region habe ich ja bereits Kontakt aufgenommen und wir wollen überprüfen, ob diese Untersuchungen, so wie wir sie uns vorstellen, überhaupt Sinn machen und wie wir sie organisieren könnten. Nach unserem Plan können wir, wenn gewünscht, im Februar starten. Grundsätzlich erscheint uns das eine sinnvolle Ergänzung der Unterstützung für die SchülerInnen und deren Familien. Dies wäre ein Pilotprojekt für die gesamte Region.

Von der Schule und vom Dorf gibt es Erfreuliches zu berichten. Das neue Dach ist am gesamten Schulgebäude montiert. Diese Entscheidung haben wir bei der Dorfversammlung am 17. Mai getroffen. Die Arbeiten wurden von den Dorfbewohnern ausgeführt (kostenlos natürlich) und soweit ich das verstanden habe, ist die Konstruktion luftiger, das heißt, die Räume sind höher geworden (2 Ziegelreihen sind eingezogen worden) und zwischen Dach und Mauer ist ein Abstand, sodass die Luftzirkulation besser funktioniert. Die Klassenräume hatten bisher ein Klima wie ein Backofen, da das Blechdach direkt auf die Mauern aufgesetzt war.

Die Sanierung des Brunnen im Frauengarten ist etwas schwieriger. Da der Generator für den Brunnen auf Grund der hohen Dieselpreise nicht betrieben werden kann, sollen Solarzellen die nötige Energie bringen. Derzeit bin ich am Recherchieren, welche Anlage in Frage kommt und wie dieses teure Unterfangen finanzierbar ist. Solaranlagen sind genauso teuer im Senegal, wie bei uns, wenn nicht kostspieliger. Wenn dieses Problem jedoch gelöst werden kann, ist ein großer Schritt in Richtung Selbstversorgung des Dorfes gemacht. Die Mütter der Schulkinder können vor allem in der Schulkantine regelmäßig während des Schuljahres Essen zubereiten. Die Sanierung des Frauengartens (das ist ein großes Areal im Dorf, in dem Gemüse angebaut wird) würde bedeuten, dass die Versorgung der Kinder an den Schultagen unabhängig von der Reisernte gesichert und ausgeweitet werden könnten. Außerdem würden die Erträge des Gartens die Selbstversorgung der BewohnerInnen des Dorfes absichern.

Erste Priorität ist nach wie vor die Inskriptionsgebühr und das Geld für den Schulbedarf, sowie die Verpflegung der Kinder durch die Schulkantine. Da es nun ein dichtes Dach über der Schule gibt, ist für das nächste Schuljahr hoffentlich die wichtigste Voraussetzung gegeben, um den Schulbetreib gut organisieren zu können. Für die Hefte und die Inskriptionsgebühr ist auch gesorgt. Da die Überweisungsgebühren von Österreich nach Afrika ungalublich hoch sind, werden wir das Geld dafür im Oktober mitbringen.

Vielen Dank allen, die diese Idee der Dorfentwicklung Enampore mittragen. Euer Interesse, die Ideen und vor allem die Spenden machen viel mehr möglich, als ich es mir je erträumen ließ. Immer wieder geben mir Leute die Möglichkeit über Senegal zu erzählen, vor allem aber über die Basse Casamance mit ihrer ganz speziellen Problematik. Und es entstehen unglaublich kreative Ideen der finanziellen Hilfe, die es ebenfalls heißt umzusetzen.

Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, das war die erste Idee. In der Zwischenzeit wurde klar, dass infrastrukturelle Maßnahmen notwendig sind, um diese Hilfe nicht nur zu einem einmaligen Ereignis werden zu lassen. Durch die Sanierungsarbeiten am Schulgebäude, die geplante medizinische Grundversorgung und die Sicherung der Selbstversorgung mit einem funktionierenden Frauengarten in Enampore wird den Kindern und deren Familien auf die nächsten Jahre geholfen.

Wenn Ihr das Projekt unterstützen wollt, bitte kontaktiert mich einfach. Ich habe in der nächsten Zeit einige Einladungen zu Referaten, aber es gibt auch die Angebote von KünstlerInnen für Benefizveranstaltungen zu Gunsten von Enampore und andere sehr schöne und hilfreiche Maßnahmen. Auch allen technischen BeraterInnen noch einmal ein herzliches Dankeschön.

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den nächsten Bericht, in dem dann hoffentlich drinnensteht, dass wir eine Lösung für den Brunnen gefunden haben und finanzieren können und dass die ärztliche Untersuchung organisiert und eventuell entstehende Folgekosten (z.B. die Weiterbehandlung eines Kindes in einer Ambulanz, entstehende Medikamentenkosten, ...) für Kinder, deren Familien in eine besondere Notsituation geraten sind.

Liebe Grüße aus dem sommerlichen Linz, das mich zumindest temperaturmäßig an Enampore erinnert.

Lore